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Neues Deutschland |
Berlin – Kultur |
Politisches Tanztheater |
« Wer sind Sacco und Vanzetti ? » - Die Frage wird tänzerisch beantwortet
von Tom Mustroph |
Wer sind Sacco und Vanzetti ? Die italienische Choreographin Mila Tomsich stellte vor einigen Monaten 1018 Personen in Prenzlauer Berg und Kreuzberg diese Frage. 739 Personen konnten mit den Namen der beiden italienischen Anarchisten gar nichts anfangen.
Von den wenigen, die behaupten, sich auszukennen, waren einige der Meinung, es handele sich um italienische Modedesigner, Mafiosi, Atomspionen, Forschungsreisende oder Schauspieler. Zum 80. Jahrestag der umstrittenen Hinrichtung der beiden politisch engagierten Einwanderer in die Vereinigten Staaten ist also einiges an Aufklärungsarbeit vonnöten. Mila Tomsich, die vor zwei Jahren eine durchsaus erfolgreiche Karriere am Bundesdeutschen Stadttheatern an den Nagel hängte, um als freie Choreographin die Projekte zu realisieren, die ihr am Herzen liegen. hatte schon lange mit der Idee eines politischen Tanztheaters zur Geschichte von Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti geliebäugelt.
Tomsich geht in Ihrer Choreographie nicht chronologisch vor. Sie beginnt mit dem Tod der beiden Protagonisten. Valenti Rocamora y Tora als Vanzetti und Michal Sandor als Sacco sind dabei zu einer Skulptur verschmolzen. langsam lösen sie sich voneinander, umkreisen sich dann und bleiben in einem sehr intimen und intensiven Duett in unmittelbarem Kontakt.
Nach dieser Individualisierung werden die Geschichten der beiden erzählt: die Auswanderung aus Italien, Arbeitssuche, erste Jobs und Entbehrungen in den USA. Tomsich setzt dabei vor allem auf die Erfahrung und Erfahrbarkeit von Schmerz und Verletzung.
Eindrucksvoll der Abschied von Sacco aus Apulien. Folkloregesänge voller Wehmut und Melancholie sind Ausdruck der Verbundenheit mit der heimischen Kultur und tragen in sich bereits den dumpfen Schmerz des Verlustes. Saccos zwar bedrohtes, aber dennoch erlebtes familiäres Glück in den USA artikuliert Tomsich über die Musik von Franz Schubert. Überhaupt fällt auf, dass die Choreographin sich mutig in Musik- und Ballettgeschichte bedient, um die jeweils geeignetsten Elemente zur Erzeugung von starken Gefühlen auszuwählen. Mit ihrer emotionalen Choreographie und der Freude an der Bewegung setz sie sich vom Großteil der freien Berliner Tanzszene ab, deren Hauptinteresse in einer Bewegungs- und Gefühlsvermeidung liegt.
Als Seiteneinsteigerin in die Berliner Szene offeriert Tomsich süffiges Tanztheater, das an den einstigen Volksbühnenmatadoren Johann Kresnik erinnert, auf dessen penetrante Überdeutlichkeiten aber verzichtet. Mila Tomsich ist mit Sicherheit eine Bereicherung für Berlin.
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Neues Deutschland 22.08.07
Der Tod trägt Stars and Stripes
Mila Tomsich hat Sacco und Vanzetti ein bewegendes Denkmal gesetzt
Von Karlen Vesper
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Sieben lange Jahre in Haft, hoffend bis zuletzt – Szene aus »Sacco und Vanzetti« von Mila Tomsich Foto: Uli Winkler
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In der Nacht vom 22. zum 23. August 1927 wurden Sacco und Vanzetti auf dem elektrischen Stuhl im US-Bundesstaat Massachusetts hingerichtet. Ein Tanztheater erinnert und mahnt.
Tanzstudios gibt es in Berlin wie Sand am Meer. Doch das Sala & Teatro Internazionale in einem Kreuzberger Hinterhof ist etwas Besonderes – nicht nur, weil hier ein ehemaliger FRELIMO-Kämpfer afrikanischen Tanz unterrichtet. Dieses Studio befindet sich in einer kleinen Kapelle. Das grelle Licht der Sommersonne wird durch bunte Glasscheiben gebrochen. Fresken mit religiösen Motiven zieren die hohen weißen Wände. Mila Tomsich ist stolz, dieses Kleinod mit ihrer Kollegin und Freundin Tanja Oetterli entdeckt zu haben. Viel Zeit und Kraft investierten sie, um den einstigen Betsaal in einen Ballettsaal zu verwandeln. Vor kurzem eröffnete Mila ihre Tanzschule, die ökonomische Basis der freischaffenden Choreografin.
Vergessen oder verschwiegen? Zum Gespräch setzen wir uns ins enge, verwinkelte Treppenhaus, an einen kleinen runden Tisch mit Spitzendecke. Ich möchte von Mila wissen, wie sie auf die Idee kam, ein Stück über Sacco und Vanzetti zu machen. Premiere war im Juli, im »Maschinenhaus«. Alle drei Vorstellungen waren ausverkauft. »Seit zehn Jahren trage ich die Idee im Bauch«, sagt Mila, die gebürtige Mailänderin, Tochter einer Sängerin und eines Schriftstellers, »der auch wunderbare Gedichte verfasst«. Sie ist dem Kulturamt Pankow dankbar, ihr Gehör geschenkt und Geld geboten zu haben, um das Projekt endlich zu realisieren. Mila kennt die Namen Sacco und Vanzetti seit ihrer Kindheit. Ihre Großmutter hatte noch Zeitungsausschnitte aus jener Zeit, als die beiden Italiener im Staatsgefängnis von Charlestown inhaftiert waren und weltweit Hunderttausende Menschen gegen das schreiende Unrecht an ihnen protestierten. »Heute wissen, außer in Italien, leider nur noch wenige Menschen etwas über diese zwei einfachen Arbeiter, die voller Hoffnungen nach Amerika gegangen sind, dort so bitter enttäuscht und ermordet wurden«, klagt Mila. Zusammen mit einigen Studenten hat sie eine Umfrage in Prenzlauer Berg und Kreuzberg durchgeführt. Von 1018 auf der Straße befragten Bürgern, jung und alt, hatten nur 279 schon etwas über Sacco und Vanzetti gehört. Vor allem Jugendliche zuckten mit den Schultern: »Kenn' ick nich.« Offenbar wird in der Schule nichts berichtet über den Prozess, der einer der spektakulärsten nicht nur des 20. Jahrhunderts, sondern der gesamten Menschheitsgeschichte war, vergleichbar etwa dem Tribunal gegen Sokrates zweitausend Jahre zuvor. Mila hat sich des Themas angenommen, weil sie die Todesstrafe prinzipiell ablehnt. Die nächste Aufführung des von Amnesty International Deutschland unterstützten Stücks soll am 10. Oktober, am Internationalen Tag gegen die Todesstrafe, stattfinden. Allerdings muss noch ein Theater gefunden werden. Mila hofft auf einen verständigen Intendanten, der seine Spielstätte ihrem kleinen »Ensemble« zur Verfügung stellt, professionelle Tänzer, die alle zur Stelle sein werden, wenn Mila sie ruft. Eine bunte Truppe, wie sie bunter nicht sein könnte: Sacco wird von Michal Sandor, geboren in Bratislava und erfolgreich auf deutschen, britischen, italienischen, französischen und japanischen Bühnen, getanzt. Valenti Rocamora, aufgewachsen in einem katalanischen Dorf, gibt den Vanzetti; er wirkt nicht nur durch sein (etwas anarchisches) Aussehen authentisch. Rocamora arbeitet bei Johann Kresnik in Bonn – wie vor einigen Jahren auch Mila. Viviana Defazio, Italienerin, interpretiert Vanzettis Schwester Luigina und Saccos kleinen Sohn Dante. Die hauptsächlich in Rom wirkende Schauspielerin und Sängerin Sarina Aletta sowie der aus Georgien stammende Oleg Ilyapour, ein Seiteneinsteiger – oder wie er sagt: »nach zwei Berufen als moderner Sklave Neuanfang« – mimen das Gericht und lesen die behutsam in die Inszenierung eingebauten Auszüge aus Briefen und Tagebüchern der dem Tod Geweihten. Tanja Oetterli, geboren in Seoul, aufgewachsen in Solothurn in der Schweiz, hat den Part von Saccos Frau Rosina übernommen. Die 31-Jährige ist mit Mila seit gemeinsamen Bonner Jahren befreundet. Mila selbst hat eine klassische Ausbildung an der Ballettschule der Mailänder Scala und am Bolschoi Theater in Moskau genossen. Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre gehörte sie dem Teatro alla Scala in ihrer Geburtsstadt an. Um weitere Erfahrungen zu sammeln, »die man als Künstler braucht«, ist sie ins Ausland gegangen, war Tänzerin, Trainingsleiterin und Choreografin an Bühnenhäusern in Berlin, Stuttgart, Wiesbaden, Frankfurt (Main), Hannover, Mainz, Dresden, Kassel, Oldenburg, Wien, Zürich, Basel, Neustrelitz ... – und ist nun wieder in der Stadt an der Spree, mit der sie »so viele angenehme, wunderbare Erinnerungen an Familie, Freunde, Lebensglück verbindet«. Natürlich ist für sie auch Koblenz ein wichtiger Lebensabschnitt gewesen, hat sie doch dort mit ihrem Immigranten-Stück »Aus Erden und Wind« einen großen Erfolg gefeiert. Aber das quirlige, schillernde, multikulturelle Berlin bleibt ihre Lieblingsstadt. Auch, weil hier, noch zu DDR-Zeiten, Tochter Nora geboren ist, die bald ihr Abitur macht – und für die das Leben bisher ein einziges Ballett war. »Sie wuchs im Ballettsaal auf«, erklärt die stolze Mutter.
Enttäuschende Erfahrungen Dass Mila mit »Sacco und Vanzetti« wieder einen Migrantenstoff aufgriff, ist kein Zufall. Grenzen überschreiten, ständig unterwegs, das ist für sie und ihre Kollegen Alltag. »Tanz ist mondial«, sagt Mila. Und Tanja ergänzt: »Tänzer verstehen sich auf der ganzen Welt auch ohne Worte. Wir brauchen die Sprache nicht, um uns mitzuteilen. Wir kommunizieren über Gesten und Mimik, die Bewegung des Körpers sagt alles.« Ist aber ein so tragisches Schicksal wie das von Sacco und Vanzetti tänzerisch zu vermitteln? Ja. Die feinfühlige Choreografie von Mila beweist es. Der gewaltsame Tod am Anfang und am Ende. »Sacco und Vanzetti sind untrennbar, sind eins geworden. Aber sie waren ganz verschieden.« In Charakter und Naturell. Das Stück reflektiert, wie sie auf- und woraus sie ausgebrochen sind. Ferdinando »Nicola« Sacco, Sohn eines Wein- und Olivenbauern, stammt aus Torremaggiore in Süditalien, hat früh hart auf Feldern arbeiten müssen und war knapp 17, als er 1908 in Amerika an Land ging. Bartolomeo Vanzetti aus Villafalletto bei Cuneo, »eigentlich ein Denker«, so Mila, musste die Schule abbrechen, um dem Vater, einem kleinen Café-Besitzer, zur Hand zu gehen. Im gleichen Jahr wie Sacco, kurz vor seinem 20. Geburtstag, reiste er in die »Neue Welt«, gegen den Willen des Vaters. Milas Stück beschreibt die Schwierigkeiten der beiden, im »Traumland« Arbeit zu finden. Jahrelange Enttäuschungen und Entbehrungen politisieren. Dass beide Anarchisten waren, ist für Mila nicht entscheidend. »Sie waren Menschen, denen man böse mitgespielt hat.« Sacco und Vanzetti wurden eines Raubüberfalls in Bridgewater am Heiligabend 1919 sowie eines Doppelmordes in South Braintree im April 1920 beschuldigt. »Die waren nicht fähig zu so einem Gangster-Coup«, beteuert Mila. In der Tat entlasteten mehrere Zeugen die Angeklagten, die zudem Alibis hatten. Die Verhaftung symbolisiert die Flagge der USA. Die »Stars and Stripes« verschlingen die zwei Tänzer, Sacco und Vanzetti. Im Zeitraffertempo eingefangen sind die sieben, quälenden Jahre im Gefängnis, die physische und psychische Folter, Elektroschocks, Diskriminierungen, die Sacco fast in den Wahnsinn treiben. Wer dabei an Inquisition, Abu Ghoreib, Guantánamo denkt, hat verstanden.
Der Prozess, eine Farce Schließlich der »monströse Prozess, eine Farce«, wie Mila sich empört. Für die rassistische, reaktionäre Justiz stand das Urteil von vornherein fest. Und darum steht auch auf Milas Bühne von Beginn an der elektrische Stuhl, drohend, unheimlich, mörderich. »Die Richter und Staatsanwälte funktionierten wie automatische Maschinen. Es sollte ein Exempel statuiert werden an zwei aufrechten Menschen, die Ideale hatten, Freiheit und Gerechtigkeit wollten. Ein Exempel an Ausländern, die angeblich nur nach Amerika gekommen sind, um ihren Magen vollzuhauen, und die amerikanische Werte und Tugenden missachten würden.« Mila ist sich der Parallelität des Vergangenen zu Gegenwärtigem bewusst. Sie will nicht vordergründig darauf verweisen, nicht agitieren, nicht provozieren. Sie will leises Nachdenken anregen, was Schreckliches geschehen ist und immer wieder geschehen kann, wo Hass und Unrecht regieren und Menschen schweigen. Mila hofft, das Publikum würde durch ihr Stück auch an Mumia Abu-Jamal erinnert, der seit 25 Jahren in einer Todeszelle in Philadelphia sitzt, verurteilt für einen Mord, zu dem sich vor einigen Jahren ein Berufskiller bekannte. Sacco und Vanzetti half es auch nicht, als 1925 ein Gangster namens Madeiros gestand, beim Verbrechen in der Schuhfabrik von South Braintree dabei gewesen zu sein, zugleich beteuernd, dass Sacco und Vanzetti nicht dabei waren. Die Beiden retten konnte auch nicht die machtvolle Protestbewegung von Belfast bis nach Kapstadt, von Paris über Moskau bis ins ferne China und Japan – die für den damaligen Gouverneur von Massachusetts nur Bestätigung einer (hic) »Verschwörung gegen die Sicherheit der USA« war. »Arbeiter, Künstler, Intellektuelle setzten sich ein«, sagt Mila und haucht mit Ehrfurcht in der Stimme: »Sogar Einstein.« Der geniale Physiker schrieb damals: »Man muss alles tun, damit die tragische Geschichte von Sacco und Vanzetti im Gewissen der Menschheit lebendig bleibt. Sacco und Vanzetti erinnern uns an die Tatsache, dass selbst die perfektesten demokratischen Einrichtungen nicht besser sind als die Menschen, die sie als Instrumente benutzen.« Das Ende wird auf der Bühne nicht exekutiert. Ein zischendes Geräusch, elektrisierend, durch Mark und Knochen gehend, ist Aussage genug. Zum Schluss lässt Mila »Sacco« und »Vanzetti« ins Publikum schreiten. Denn: »Sie leben weiter, sie weilen unter uns.«
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LIBERAZIONE | KUNST UND BÜHNE |
Nick und Bart, immer noch auf den Bühnen der Welt lebendig
Auch 80 Jahre nach Sacco und Vanzettis Tod sind beide nicht vergessen: Ihr Martyrium lebt in Theatern, im Kino und in der Musik weiter
Ihr Schrei gegen die Ungerechtigkeit eines Staatverbrechens vereint sich mit dem all derer, welche gegen die Todesstrafe kämpfen
Von Daniele Barbieri
Arbeiter, Italiener und Anarchisten: deshalb schuldig. Wenn sie auch nicht getötet haben, müssen sie doch für die aberwitzige Anmaßung bezahlen, Rechte zu fordern, und für die verrückte Idee einer gerechteren Gesellschaft büßen. So wurden am 22. August 1927 um Mitternacht im Gefängnis von Charlestown bei Boston Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti, die von allen Nick und Bart genannt wurden, "hingerichtet" - ungeachtet einer vielleicht beispiellosen internationalen Mobilisierung.
Alles hatte 1920 mit einem Raubüberfall und einem Mord begonnen. Aber auch mit einem Anarchisten, Andrea Salsedo, der während eines Verhörs aus dem Fenster eines Polizeikommissariats in New York fiel; so wie es dann einem anderen Anarchisten, Giuseppe Pinelli, am 15.Dezember 1969 im Mailänder Polizeipräsidium erging. In dem 1921 geführten Prozess, der eine Farce darstellte, verurteilte man Nick und Bart als Räuber und Mörder: Todesstrafe. Wer sich für eine auf den neuesten Stand gebrachte und grundlegende Rekonstruktion der Geschichte interessiert, kann sie dem Buch Ribelli von Pino Cacucci entnehmen (ein Nachdruck erscheint demnächst bei Feltrinelli).
Schon bald sang man ein Lied über die Ermordung von Sacco und Vanzetti. Und die Erinnerung verschwand nicht. Im Jahre 1947 begab sich der große Folksänger Woody Guthrie nach Boston, um sich die Prozessakten anzusehen, und er schrieb - bald im Stil einer Chronik, bald in epischem oder ironischem Ton - die Sacco & Vanzetti Ballads. ... 1960 kam die Geschichte mit dem Film The Sacco e Vanzetti Story (Regie: Sidney Lumet) in die amerikanischen Kinos. Das italienische Fernsehen RAI kaufte den Streifen an ... um ihn dann nicht auszustrahlen (ein Skandal, der sich mit mehreren unbequemen Filmen oder Fernsehfilmen wiederholte).
In diesem Sommer stand die Verfolgung der beiden Anarchisten im Mittelpunkt zweier ungewöhnlicher und interessanter Theaterprojekte. Das erste ist Sacco e Vanzetti: canzoni d'amore e di libertà, das am 26. Juni in Imola Premiere hatte. Eine Art Film-Konzert: zu Archivbildern und zu (ohne Ton gezeigten) Sequenzen des Films von Montaldo spielen und singen Fabrizio Canotti und Lino Rocco, wobei sie auch Texte von Fabrizio De Andrè, Francesco Guccini und Claudio Lolli verwenden.
Die zweite, viel ehrgeizigere Inszenierung hat in diesen Tagen in Deutschland das Licht der Welt erblickt, aber dank Amnesty International wird sie vielleicht in Italien wiederholt werden; auf jeden Fall sollten andere Theater - eher aus dem Bereich der Off-Bühnen -, wenn sie den erforderlichen Mut haben, sich an milatoms@yahoo.de oder an die Telefonnummer 0178-3444556 (Vorwahl für Deutschland) wenden. Am 29. Juni hat nämlich im Maschinenhaus Prenzlauer Berg in Berlin die Tänzerin und Choreographin Mila Tomsich - sie ist Italienerin, wohnt aber seit langem in Deutschland - einen schockierenden Sacco und Vanzetti auf die Bühne gebracht, in dem sie die Geschichte im Sinne eines Aufschreis gegen die Todesstrafe aktualisiert. Und dieses Tanztheater hat neben anderen Schirmherren auch die Unterstützung durch Amnesty International gehabt.
Mila Tomsich erklärt: "Nick und Bart erwachen in Berlin im ewigen Ritualraum des Theaters wieder zum Leben, und sie legen ein Zeugnis gegen den nicht wieder gutzumachenden Wahnsinn der Todesstrafe ab. Achtzig Jahre nach der Ermordung von Sacco und Vanzetti wollte ich nicht nur ein Schauspiel verwirklichen, das ihnen Gerechtigkeit widerfahren lässt, das ihre Gedanken, Hoffnungen und Träume vermittelt, sondern ich wollte auch ein Zeichen gegen die Todesstrafe setzen. Mehr noch als um das Gedenken habe ich mich darum bemüht, für ein aus mehreren Generationen bestehendes Publikum einen kathartischen Prozess des Einfühlens, der Identifizierung in Gang zu setzen, in einer Welt, in der Tag für Tag immer noch allzu viele 'Ausländer', Unschuldige ... und Vergessene sterben."
"Wenn eure Namen und eure Institutionen bloß noch eine Erinnerung an eine verfluchte Vergangenheit sein werden", erklärte Vanzetti den Richtern in seinem Schlusswort, "dann wird der Name Nicola Sacco im Herzen der Menschen immer noch leben. Im Grunde müssen wir euch dankbar sein. Ohne euch wären wir wie zwei beliebige Menschen gestorben: als ein guter Schuhmacher, ein armer Fischverkäufer." Statt dessen schreien ihre Namen auch heute noch heraus, dass es notwendig ist, sich aufzulehnen, um Gerechtigkeit zu erlangen, und dass wir, wenn wir der Unmenschlichkeit entkommen wollen, den verdammten Staat aufhalten müssen, welcher tötet, um sich göttliche Macht anzumaßen. D.B. |




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Neues Deutschland | Berlino - Cultura |
Un Teatrodanza politico |
“Chi sono Sacco e Vanzetti?” – A questa domanda si risponde danzando
di Tom Mustroph |
Chi sono Sacco e Vanzetti? La coreografa italiana Mila Tomsich ha posto qualche mese fa questa domanda a 1018 persone in Berlino Prenzlauer Berg e Kreuzberg. 739 persone non conoscevano il nome dei due anarchici italiani. Quelli che risultarono informati, conoscendone il nome, erano dell’opinione che si trattasse di due disegnatori di moda italiani, o forse di due Mafiosi, o Spioni nucleari, Esploratori, attori, ecc…
Nell’ottantesimo anniversario dalla controversa esecuzione dei due immigrati e attivisti politici negli Stati Uniti, si rivela quindi tanto piú necessario un lavoro illuminante.
Mila Tomsich, distaccatasi recentemente da una carriera di successo come coreografa presso vari teatri statali tedeschi, lavora attualmente come coreografa indipendente al fine di poter realizzare quei progetti che piú le stanno a cuore. Tra questi aveva giá da tempo in mente di realizzare un lavoro di Teatro Danza sulla vicenda di Nicola Sacco e Bartolomeo Vanzetti.
Oggi questa sua produzione festeggia finalmente la prima mondiale a Berlino nell’impressionante costruzione post-industriale del Maschinenhaus. Tomsich non segue un filo cronologico nella sua coreografia, ma inizia con la morte dei due protagonisti. Valenti Rocamora i Tora (Vanzetti) e Michael Sandor (Nicola Sacco), entrano in azione in un’unica fusione scultorea per distaccarsi lentamente, uno dall’altro, in spirali che li mantengono uniti in un duetto intimo e intenso.
Dopo questa individualizzazione affiorano in superficie le storie singole: l’emigrazione dall’Italia, la ricerca di lavoro, i primi impieghi e le privazioni negli USA. Tomsich ne focalizza soprattutto l’esperienza del dolore e delle ferite interiori facendone esperienza stessa per il pubblico.
Di forte impatto emotivo è l’addio alla Puglia di Sacco. Canti popolari pieni di dolore e nostalgia sono quì espressione di legame alla cultura nativa che porta in se il sordo rimpianto della perdita.
Mila Tomsich articola poi, su musica di Schubert, la drammatica e pur tanto felice e appassionata unione famigliare di Sacco e ci colpisce in particolare la scelta coraggiosa che la coreografa ha fatto per la colonna sonora dello spettacolo e l’ampio linguaggio stilistico di danza, intrinsechi all’intensitá emotiva delle diverse scene.
Con questa emozionante coreografia e con la gioia del movimento, Mila Tomsich si impone sulla scena libera della danza berlinese, contrastando decisamente la tendenza di quest’ultima, ad evitare movimento ed emozionalità. Come novitá, nel panorama della scena berlinese, Tomsich offre un intenso e frizzante Teatrodanza, che ricorda il mattatore della Volksbühne Johann Kresnik, riuscendo tuttavia ad evitare inutili sovraccarichi. Mila Tomsich è sicuramente un arricchimento per Berlino. |
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